Kirchenerneuerung
Neugestaltung 1999
Die von Dr. Gottfried Reszner im Kirchenschiff gestalteten Glasfenster haben das Sechs-Tage-Werk der Schöpfung zum Inhalt. Die Fenster zum ersten, zweiten und dritten Schöpfungstag sind den Fenstern zum vierten, fünften und sechsten Schöpfungstag gegenübergestellt und bieten in ihrer Meditativ-Abstrakten Darstellung Raum für individuelle Interpretationen und persönliche Vertiefung. Die Anordunung betont die symmetrische Grundkonzeption und konzentriert den Blick auf den Altarbereich.
Die Neugestaltung des Hochaltarbildes ist ein Ergebnis der Meditation über das Gemeinsame traditioneller und gegenwärtiger Sichtweisen. Die abstrakt gehaltene Glaskompositon ist Flügelaltären nachempfunden und aufklappbar. SIe lässt die frühere Komposition transparent durchscheinen, bekennt sich zur Geschichte, setzt aber neue Akzente. Die dramatische Kampfszene zwischen dem Erzengel Michael und dem abgefallenen Engel in der Gestalt des Teufels tritt zurück gegenüber dem ständigen Ringen mit dem Bösen, Unmenschlichen und Wiedergöttlichen, das sowohl aus dem Herzen des Menschen als auch aus ungerechten gesellschaftlichen Strukturen stammt. Doch die in der Komposition heraustretende Kreuzesform verweist auf den Sieg der "Hoffnung wider alle Hoffnung", auf die Erlösung von allem Bösen durch Gott, auf das Scheitern aller Selbsterlösungsversuche der Menschheit.
Für die bildnerische Umsetzung des Erlösungsmotivs in den Glasfenstern links und rechts vom Altar (7/8) ließ sich Gottfried Reszner von Teilhard de Chardins Idee des "Kosmischen Christus" inspirieren: Trotz ihrer Geburtswehen, Leiden und Nöte krümmen sich alle Entwicklungslinien der Schöpfung wie ein Kreuzrippengewölbe evolutionär auf den Schlussstein Christus, das Alpha und das Omega des Universums, hin zusammen. Für den Geist, der die ganze SChöpfung in jedem Augenblick neu macht und ein Leben in Fülle verheißt, wählt Reszner das Flammenmotiv in dessen engem Zusammenhang mit der Pfingstpredigt des Petrus (9): "... Es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht der Herr, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch... Jedoch der den Namen des Herren anruft, wir gerettet werden!" (ApG 2, 16-21)
Der gesamte Altarbereich ist als Interpretation des siebenten Schöpfungstages zu verstehen. Gott erschuf alles aus dem Nichts, segnete den siebenten Tag und erklärte ihn für heilig. Er ist auch als Bekenntnis einer Haltung zu Sehen: Gott ist unsere Mitte und Tiefe.
Ambo
Auf ihm wird uns der "Tisch des Wortes" bereitet: Hier werden die Lesungen und das Evangelium vorgetragen, das Wort Gottes ausgelegt und aktualisiert. Der Ambo wirkt durch seine strenge Schlichtheit und Klarheit. Die Elemente Glas, Stein und Metall symbolisieren die Fülle des Wortes Gottes.
Volksaltar und Glasvitrine
Der Altar ist das Zentrum des Kirchenraumes, um den sich die Gemeinde versammelt. Das 2. vatikanische Konzil sieht in der gesamten Versammlung der Gläubigen die Träger der Liturgiefeier. Folglich soll es auch keine räumliche Trennung mehr geben. Was auf dem Altar gefeiert wird, ist ein heiliges Geheimnis, nicht einfach eine Mahlzeit zur Erinnerung an Jesus, sondern Gegenwart seines Leidens und Todes, Gegenwart des Kreuzesopfers. Der Altar ist ein Symbol für Christus, den Messias. Er ist festgefügt, ein Ort, an dem sich der Heimatsuchende gleichsam aufhalten und anhalten kann.
Unter dem neuen Volksaltar ist eine Glasvitrine mit zwei Ebenen versenkt. Die untere Ebene trägt die hebräische Aufschrift "Sch`ma Israel (= höhre Israel)", die Anfangsworte der Hauptgebote aus Deuteronomium 6,4-6. Dadurch wird ein zweites tragendes Element unseres Glaubens verdeutlicht: Die jüdische Religion, gemäß dem Apostelwort: "Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich" (Röm. 11,18). Farbige Glasplättchen auf der darüberliegenden Ebene versinnbildlichen die Namen der christlichen Konfessionen und der Partner der Pfarre Großpetersdorf. Deren Symbole sind konkrete Ausformungen dieser Hauptgebote.
Die Glasvitrine ist Ausdruck der Verpflichtung aller Christen zu geistiger Weite und umfassender Solidarität.
Erneuerung der Kirchenorgel 2006