Dass die Erschaffung der Welt im ersten Buch Mose keine naturwissenschaftliche Erklärung der Evolutionsgeschichte ist, wissen auch theologisch Unbedarfte, außer jene, die die Bibel missbrauchen, als frommes Rezeptbuch zur Hand nehmen und vorwiegend moralische Lebensregeln ableiten, wie es Evangelikale und andere radikale Splittergruppen tun, vorwiegend in Amerika. Das Buch Genesis, wie andere biblische Bücher auch, ist ein literarisches Werk, Offenbarung Gottes und Gottes Wort, Erzählung von den Heilstaten Gottes und ein literarisches Kunstwerk. Dem lebenslangen unbändigen Fragen des Menschen gibt Gott im Buch Genesis Antworten, oder auch nicht: Woher komme ich? Was ist der Mensch? Warum lebe ich? Warum ist die Erde, wie sie ist? Woher kommen Leid und Tod, Vernichtung, Unheil, Sünde und das Böse? Was sind Liebe, Glück, Gnade, Barmherzigkeit und Heil? Woraufhin lebe ich? – Anscheinend die ewig gleichen Fragen, die der Mensch doch nie beantworten kann.
„Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land. Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehret euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch…Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut“ (Buch Genesis).
Manche haben diese Worte nicht verstanden, andere haben der jüdisch-christlichen Kultur die Verantwortung für das Zugrunderichten der Welt vorgeworfen, wieder andere haben Gott anscheinend entlarvt und ihn als den dargestellt, der nicht vollkommen und perfekt, sondern stümperhaft und etwas chaotisch ist. Mit dem Blick auf das, was aus Gottes Zusage geworden ist: Gutes und Schlechtes, Vollkommenes und Chaos, könnte auch dieser Vorwurf berechtigt sein. Die Welt zu retten, sie zu schützen und zu entfalten, ist der Auftrag Gottes an die Menschen. Der Übergriff des Menschen auf den Baum der Erkenntnis, der Turmbau zu Babel, das Kainsmal, das den Generationen noch immer anheftet, die Sintflut – all das bringt letztlich die Menschheit nicht zu Fall und Gott nicht zum Scheitern. Der Bund Gottes ist stärker als die Irrwege der Menschheit, die Arche Noah sicherer als die Fluten der Zerstörung, das Leben verheißungsvoller als der Tod, das Finden und Wagen Gottes mit den Menschen sicherer als ihre Verirrungen.
Die jährliche Schöpfungszeit von Anfang September bis zum Franziskustag am 7. Oktober, von den christlichen Kirchen in Österreich vor 10 Jahren erstmals angesagt, will an dieses Werden und Vergehen und an die Verantwortung des Menschen und an Gottes Verantwortung erinnern. Schlagwörter reichen nicht: Klimaschutz, Klimasünder, Klimaprostest, Klimagesetz. Sogar Klimakleber hat es gegeben. Menschen neigen dazu, Verantwortung abzugeben, neue Forderungen aufzustellen, zu politisieren und nur das gut zu heißen, was mein Leben und mein Konsumverhalten nicht einschränkt. Vieles ist noch immer zu plakativ.
Dazu einige Fragen, die mich beschäftigen und in diesem Zusammenhang gestellt werden dürfen:
Werden E-Fahrzeuge und Lithiumbatterien den Schadstoffausstoß wirklich mindern können?
Warum Klimageräte und aufwendige Kühlung, wenn dicke Mauern und richtiges Lüften den Sommer erträglicher machen?
Solarpanele, billig produziert in China, die brandgefährlich sind?
Vermüllung und Verkrempelung des Lebens und der Lebensräume mit Textilien, Plastik und allem Unnützen?
Zubetonierung, Zupflastern und Neubauten, anstatt die alte Substanz zu revitalisieren und die Leerstände der Wohnungen zu beleben?
Könnte nicht aufgeräumt werden, auch im Burgenland: Provisorien, Lagerplätze, Maschinen und Gerätschaften mitten in Wiesen und Äckern, Ausgedientes an zugeparkten Uferflächen und mitten in der Landschaft?
Der Energieverbrauch mit den sozialen Netzwerken ist horrend. Wäre Bildschirm -Zurückhaltung angesagt, dafür könnte Zeit gewonnen werden für wirkliche Kommunikation?
Der Wasserverbrauch für die Besprühung der Äcker ist verantwortungslos. Große Autos bringen nicht schneller ans Ziel, sie können das verlorene Selbstvertrauen nicht stärken. wirken kaum identitätsstiftend, kosten viel in Anschaffung und Verbrauch und bringen wenig.
Außerdem: Der Sonntag ist zum Ruhen, zum Durchatmen, zum Dank an den Schöpfer zur Ehrfurcht vor der Schöpfung geschaffen. Er öffnet den Blick für das Schöne, für den Menschen, der ein Geschöpf Gottes und sein Ebenbild ist und für Gott. Wenn der Lebensrhythmus zwischen Werktagen und Feiertagen, zwischen Arbeit, Mühen und Muße, zwischen Atemlosigkeit und Durchatmen verloren geht, entgleist der Mensch und mit ihm seine Welt.
Die Bewahrung der Schöpfung, die Achtsamkeit und Ehrfurcht vor den Geschöpfen und allem Geschaffenen und das Vertrauen auf Gott können auch einer ausgemergelten, gequälten und atemlosen Welt Zukunft geben. So wird sie für die kommenden Generationen zur großen Verheißung, zum unverdienten Erbe und zu einer überraschenden Zukunft. Schöpfung, Geschöpf und Schöpfer müssen wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Das ist die beste Voraussetzung für Frieden, Gerechtigkeit, Menschenwürde, auch für einen fundierten Glauben an Gott.
Die Schöpfungszeit ist ehrlich, sie zeigt die Armut unserer Welt und eröffnet ihr eine Zukunft. Sie bewahrt vor Übermut, Selbstmitleid, Überheblichkeit, Blindheit, Beliebigkeit und Gottferne und sie macht bescheiden. „Wo bist du?“ rief Gott der Herr, Adam und Eva zu, als sie sich im Garten Eden vor ihm versteckten und sich ihrer Nacktheit schämten. „Mensch, wo bist du?“, fragt dieser Gott noch immer, wenn es um die Menschen und die Welt geht, um seine Schöpfung, um unsere Umkehr und um das verändernde Anpacken, weit länger als nur fünf Wochen. Wir Menschen sind, was wir sind: Verwalter und Gestalter, nicht aber Besitzer dieser Welt. Das ist ein Dauerauftrag des Schöpfers an uns.
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